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jede Arbeit in Hof und Feld, so daß bis zum heutigen Tage
die Bauern zu Haswinkel wohlhabende Leute sind.
28. Sbarum ein ttrilber Ritter zuletzt von Gott
in Gnaden angenommen rourde.
Im Anfang des dreizehnten Jahrhunderts lebte im Bergischen
Lande ein Ritter, dessen höchste Freude Fechten, Jagen und
Trinken waren. Wenn im Bergischen Lande Kriegsruf erscholl,
dann stellte sich dieser Ritter ein und kämpfte, wo der Kampf am
wildesten tobte. Wenn das Horn zur fröhlichen Jagd rief, ließ
der Ritter nicht auf sich warten. Bei den festlichen Gelagen, die
oft die Ritter des Bergischen Landes in dem Rittersaal einer
Burg vereinigten, war er der lustigste und lauteste.
Als er aber alt wurde, da erfreute ihn solch weltliches
Treiben nicht mehr. In einer schweren Krankheit war ihm klar
geworden, daß er wenig nach Gott gefragt habe, und daß Gott
an dem Leben, das er bisher geführt, keinen Gefallen haben
könne. Der Ritter beschloß, sein Leben von.nun an ganz seinem
himmlischen Herrn zu weihen. Er legte die glänzende Rüstung
ab, hüllte sich in ein schlichtes Pilgerkleid und ging demütig zu
Fuß von seiner stolzen Burg hinab in das Kloster Altenberg.
Hier nahm man ihn gerne auf. Er ließ sich das Haupthaar
scheren und wurde ein schlichter Mönch.
Eisrig verrichtete der ehemalige Ritter die Dienste, die im
Kloster von ihm verlangt wurden, und bald rühmten die Brüder
seine stille, ernste Frömmigkeit. Am meisten mühte er sich ab, die
vielen vorgeschriebenen Gebete und frommen Lieder zu lernen.
So sehr er sich aber auch anstrengte, — das schwere Latein wollte
nicht in seinen alten Kopf, und er lernte nichts anderes beten als
den lieblichen Gruß: „Ave Maria!" (Sei gegrüßt, Maria!) Dfts
war derselbe Gruß, den er in seiner Jugend oft gesprochen hatte,
ohne nachzudenken. Nun sprach und sang er die frommen Worte
früh und spät mit großer Innigkeit. Der Vorsteher des Klosters,
der Prior, gab dem alten Mönch einen Lehrer, der ihn wenigstens
die bekanntesten Gebete lehren sollte. So große Mühe sich aber
auch der Lehrer gab, der ungelehrige Schüler begriff es nicht
und blieb bei seinem „Ave Maria". So trieb er es bis an sei»,
letztes Stündlein. Die Brüder ließen ihn endlich ruhig gewähren.
Wenn sie auch oft über den einfältigen Greis lächeln mußten, so
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hatten sie ihn doch gern wegen seiner Gutmütigkeit und ehrten
ihn wegen seiner aufrichtigen, herzlichen Frömmigkeit. Endlich
lag der alte fromme Bruder müde und matt auf dem Sterbe-
bette. Die Glieder konnte er nicht mehr rühren, nur die bleichen
Lippen flüsterten ganz leise seine Lieblingsworte: „Ave Maria!"
Der Mönch wurde auf dem Klosterfriedhofe begraben. Als
am andern Morgen die frommen Klosterbrüder das frische Grab
besuchten, da schauten sie ein großes Wunder. Aus dem dunklen
Grabhügel war eine wundervolle, schneeweiße Lilie hervorge-
sprossen. Die duftete gar süß und lieblich, und auf jedem Blüten-
blatt stand in goldenen Buchstaben deutlich zu lesen: „Ave
Maria!" Da glaubten die Mönche ganz fest, daß Gott den
Ritter, der da unten ruhte, in Gnaden angenommen, nicht weil
er sehr gelehrt war oder etwas besonders Großes im göttlichen
Dienste vollbracht hatte, sondern weil er voll guten Willens war,
Gott in Einfalt zu dienen. Der Prior aber sprach zu den
Brüdern: „Seht da, was wahre Frömmigkeit vor dem Herrn
gilt!"
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